
Überwältigende Spielorte
Allein durch die schiere Dimension können die Spielorte der Ruhrtriennale überwältigend sein. Das Festival der Künste füllt die Denkmäler des industriellen Erbes mit unterschiedlichsten künstlerischen Parallelwelten, Zeitreisen in die Vergangenheit und Visionen für die Zukunft.
Die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck wurde früher als Schwimmbad genutzt. Nass ist es dort zwar nicht mehr, aber in before and after nature des international bekannten Avantgarde-Komponisten David Lang kann man mit Chorwerk Ruhr in die Bilderwelten von Tal Rosner eintauchen, dessen Videoprojektionen die grauen Hallenwände beleben. In Rave-L Party lädt das französische Ensemble Les Apaches ! zum Raven zur Musik von Maurice Ravel ein. Groß projizierte Tänzer:innen machen es vor.
Zwar keine Industriehalle, aber dennoch eng mit der Industriegeschichte des Ruhrgebiets verbunden, ist die Evangelische Kirche am Markt Katernberg (auch bekannt als „Bergmannsdom” ). Die Kirche wurde für die vielen Gläubigen errichtet, die zum Arbeiten auf die Zeche Zollverein kamen. 124 Jahre später wäscht die Wilhelm-Sauer-Orgel in 124 Years of Reverb in einer Komposition von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood alle Geschichten aus den Backsteinmauern.
Die Jahrhunderthalle in Bochum verwandelt sich für jede Ruhrtriennale neu. Diesen Umstand nutzt das Theaterkollektiv FC Bergman für ihre bildgewaltige neue Arbeit Guernica Guernica. Sie sprengen die Halle nicht nur mit visuellen Eindrücken: Auf der Bühne bilden über 80 Menschen riesige Wimmelbilder, die das Publikum von zwei gegenüberliegenden Tribünen aus der Nähe beobachten kann.
In der Turbinenhalle Bochum wurde früher Starkstrom erzeugt. Beim Konzert des Will Gregory Moog Ensembles wird aus Strom Kunst: Die Synthesizer-Band lässt Werke der Klassik im elektronisch-unheimlichen Stil von Wendy Carlos neu auferstehen. In GenZ Don’t Cry vermischen sich Zukunftsvisionen mit Rückblicken auf eine unklare Vergangenheit und eine virtuelle Realität. Hier wird die Technik zum entscheidenden Erzähler. Das Publikum taucht über Kopfhörer in eine 3D-Soundlandschaft ein, die live auf der Bühne entsteht, performt von Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet.