Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023

Auch im dritten Jahr setzen wir unsere Reihe über die »Natur des Menschen« fort und untersuchen ihren Titel in seiner doppelten Lesbarkeit: Was ist das Wesen des Menschen? Aber auch: Welchen Begriff macht der Mensch sich von der »Natur«?

Über die Produktion

Der Mensch, so schreibt Robert Burton in seinem monumentalen Buch über die Melancholie, sei der souveräne Herr der Welt, und gleichzeitig lebe er im Elend, unter allen Tieren, zermartert von schwarzen Gedanken, vom Todesdrang. Man kann es mit George Steiner auch anders sehen: Die Traurigkeit ist die Voraussetzung des Denkens und damit des Menschseins. Vernunft und Kritik bedürfen eines Bewusstseins, das die Trennung begreift und diese in einem Gedanken aufzuheben versucht. Als Metapher und Idee unerlässlich, endet Traurigkeit mitunter tödlich. Depression ist die Geißel der Menschheit, eine lebensgefährliche Volkskrankheit, beschrieben und beklagt von der Literatur aller Zeiten, aller Kontinente. Sie führt zur Individualität, zu Hamlet und zum Hilfsbuchhalter Bernardo Soares. Und manchmal, bei einer jungen Frau etwa, Antigone mit Namen, wird die Trauer politisch. Können wir die Traurigkeit teilen, organisieren, kann sie uns als Gesellschaft versammeln, vereinen?

Der Beginn des Denkens und der Politik ist die Trauer – nicht die Wut. Trauer reflektiert, wer trauert, ist empfindlich für falsche Töne. Denken beinhaltet immer die Traurigkeit; wir haben uns mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, mit dem Verlust, der Regression. Eine humane Gesellschaft braucht eine Trauerkultur. Lukas Bärfuss im Interview mit der Rheinischen Post

So 10. September 2023

17 Uhr Dialog
Lukas Bärfuss im Gespräch mit dem Zoologen und Wissenschaftsjournalisten Matthias Glaubrecht, Gewinner des Siegmund-Freud-Preises 2023 (Das Ende der Evolution. Der Mensch und die Vernichtung der Arten)

19.30 Uhr Lesung
mit: Wiebke Puls
mit Texten von John Millington Synge, José Eustacio Rivera, Gertrud Kolamr, Georg Trakl, Judith Schalansky, Gottfried Keller, Bertolt Brecht, Ernst Toller, Adelbert von Chamisso, Edgar Allan Poe, Karoline von Günderode
Musik: Sachiko Hara und Carl Oesterhelt

Lukas Bärfuss im Gespräch

Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit
Matthias Glaubrecht und Lukas Bärfuss, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023
Sachiko Hara, Natur und Traurigkeit
Sachiko Hara, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023
Sachiko Hara, Wiebke Puls und Carl Oesterhelt, Natur und Traurigkeit
Sachiko Hara, Wiebke Puls und Carl Oesterhelt, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023
Wiebke Puls, Natur und Traurigkeit
Wiebke Puls, Natur und Traurigkeit | © Caroline Seidel, Ruhrtriennale 2023

Ruhrtriennale-Dramaturgin Judith Gerstenberg hat den Schriftsteller und Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss in Zürich getroffen und mit ihm über die Schwerpunkte der diesjährigen Veranstaltungen und die eingeladenen Gäste gesprochen.

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