Seit 2020 steht der Begriff Femizid auch im deutschen Duden. Für Forschung und Soziologie hat die Bildung des Wortes wichtige Impulse gebracht. Viele Studien haben bestätigt, dass Frauen viel häufiger als Männer zu Hause und von einem nahestehenden Menschen umgebracht werden. Der gefährlichste Ort für sie ist ihr Zuhause. Gerade durch den Beginn der Corona-Pandemie tauchte das Thema häufiger in der Berichterstattung auf und fand mehr Aufmerksamkeit in der breiten Gesellschaft. Inzwischen haben alle Sender im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Dokumentation zu dem Thema in ihrer Mediathek und besonders am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet, findet das Thema global Aufmerksamkeit.
Trotzdem ist der Diskurs noch lange nicht weit genug. Auch in der zuletzt veröffentlichten Auswertung zur Partnerschaftsgewalt vom Bundeskriminalamt (BKA) zeigt sich, dass über 80% der Opfer von Fällen der Partnerschaftsgewalt weiblich sind- der Begriff Femizid taucht dort nicht auf. Und auch die Medien bagatellisieren und verharmlosen diese häufig in ihrer Berichterstattung durch Schlagzeilen wie: Ehedrama, Mord aus Leidenschaft oder aus Eifersucht.
Besonders in den sozialen Medien trenden Demonstrationen, Aktionen und Informationen unter eigens dafür gewählten Hashtags. Von Argentinien ausgehend entwickelte sich über viele lateinamerikanische Länder hinaus seit 2015 die Bewegung #niunamenos (dt. nicht eine weniger), die sich über Instagram organisiert und zu Demonstrationen gegen Femizide und für eine intersektionale Geschlechtergerechtigkeit aufruft. Die Bewegung ist auch nach Europa übergeschwappt, wo sie sich beispielsweise in Deutschland als #keinemehr, #nonunadimeno in Italien. Letztere entwickelten unter dem Titel »Abiamo un piano« (dt. Wir haben einen Plan) 2017 ein feministisches Manifest, welches patriarchal herrschende Strukturen analysiert und explizite Forderungen und Präventivmaßnahmen skizziert, die auch andere Organisationen als Inspiration nutzen.